Manche Menschen können bestimmte Witze, Artikel, Filme oder Sendungen nicht (mehr) ertragen. Sie haben aus verschiedenen Gründen sensible Fühler, die sie sofort warnen. Sie riechen förmlich, dass dort etwas stinkt. „Stop Unrecht!“, „Stop Diskriminierung!“ oder „Stop Rassismus!“ sagt eine Stimme in ihnen.
Aber woran merkt man Unrecht, Diskriminierung oder Rassismus? Auch, wenn uns allen nicht dieselben Bewertungsmaßstäbe zugrunde liegen, haben wir doch alle Werte und Normen, an denen wir andere und anderes messen.
Es gibt Dinge, die uns nicht interessieren, Dinge, die wir tolerieren/dulden/ertragen und Dinge, die wir als Grenzüberschreitung wahrnehmen. Auf diese reagieren wir wiederum unterschiedlich. Zum Beispiel regen wir uns auf, schalten den Fernseher oder das Radio aus, schimpfen, kommentieren oder beschweren uns.
Dabei befolgen die üblichen Verdächtigen dieselben Strategien. Menschen wie die Medienforscherin Dr. Sabine Schiffer oder der Islamophobie-Forscher Dr. Farid Hafez entlarven Rassisten Dank ihrer beruflichen Qualifikation. Wie kann aber der „Otto Normalverbraucher“ Rassisten, man könnte auch sagen „Islam-Feinde“, entlarven (siehe dazu: Gruppen bezogene Menschenfeindlichkeit)?
Thorsten Gerald Schneiders hat die Argumentationsstrategien von Islam-Feinden analysiert und ich habe daraus ein „LINEAL“ gemacht. Dieses Lineal funktioniert folgendermaßen: Man kopiert es und legt es an Beiträge zum Islam und zu Muslimen an. Zur Übung eignet sich ein beliebiger Artikel von Necla Kelek. Man kann in ihren Beiträgen Satz für Satz die einzelnen Strategien verfolgen und wird darin unsachgemäße Aussagen (die sie nicht belegt), Verallgemeinerungen, Abwertungen etc. finden. Man wird erkennen, das mehrere Strategien, die sich am Lineal befinden, erfüllt sind. Wenn man – wie oben beschrieben – bereits über die nötigen „Fühler“ verfügt, braucht man das Lineal eigentlich nicht. Das Lineal kann aber zur Übung und vielleicht sogar in Seminaren für die Textanalyse dienen.
Islamfeindliche Argumentationsstrategien:
- Aneinanderreihung von Negativbeispielen
- Beleidigen, herabwürdigen, verspotten
- Vorurteile und Pauschalisierungen
- Alarmismus und Dramatisierung eines fiktiven Bedrohungsszenarios
- Verzicht auf Belege und Beweise/Simplifizierung von Sachverhalten
- Ausblenden von Ursachen
- Desinformation
- Apologetik der christlich-abendländischen Kultur/Eurozentrismus
- Aufruf zum Nationalstolz und Einreden von Fremdenliebe
- Themenhopping
- Verallgemeinerung von subjektiven Erfahrungen
- Vermischung von Theologie und kulturellen Traditionen
- Aufwertung der Gewährsleute
- Falsche Vergleiche
- Kollektivhaft
- Islam, Islamismus und islamischer Fundamentalismus
- Suggestionen
- Legendenbildung
Quelle: Thorsten G. Schneiders (Hrsg.), „Islamfeindlichkeit. Wenn die Grenzen der Kritik verschwimmen“, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009