20 Jahre Tag der offenen Moschee oder „only good news are good news“
– Wann kommt der „Tag der offenen Kirche“?
1995 hatte ich erstmals in unserem damaligen Studentenbund der Muslime in Norddeutschland e.V. den Vorschlag für einen „Tag der offenen Moschee“ in der Hamburger Centrum Moschee gemacht. Damals hatten wir Muhammad Salim Abdullah (1931-2016) vom Islam-Archiv aus Soest eingeladen. Er sollte einen Vortrag über die Geschichte des Islams in Deutschland halten, konnte aber aus Krankheitsgründen nicht kommen.
Seit 1997 öffnen nun bundesweit mehr als 1000 Moscheen ihre Türen für BesucherInnen. Den Erzählungen nach soll diese Tradition auf einen Vorschlag des ehem. Bundespräsidenten Roman Herzog an den ehem. Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime Dr. Nadeem Elyas zurück gehen.
Heute ist diese Tradition 20 Jahre alt. Solche gemeinsam organisierte Aktionen braucht unsere Gesellschaft mehr. Ein jährlicher „Tag der offenen Kirche“ täte unserer Gesellschaft auch gut.
Ein positives Zeichen war auch die bundesweite Aktion am 19.09.2014 „Muslime stehen auf gegen Hass und Unrecht“, an der ich auch eine Freitagspredigt gehalten hatte (http://www.islamiq.de/2014/09/07/bundesweite-aktion-muslime-stehen-auf-gegen-hass-und-unrecht). Eine Aktion „Unsere Gesellschaft steht auf gegen Hass und Unrecht“ täte unserer Gesellschaft auch gut.
Vor einigen Monaten haben im Hamburger Stadtteil Harburg fünf Moscheegemeinden, die der SCHURA und der DITIB angehören, die Initiative „Harburger Muslime“ gegründet. Sie fördern dadurch mehr Dialog und Transparenz auf lokaler Ebene. Eine Initiative „Harburger Christen“ wäre auch interessant.
In unserem Präventionsprojekt „Al Wasat – Die Mitte“ haben wir 2015 ein Dialog-Gremium gegründet, das sich viermal jährlich trifft und in dem Imame, LehrerInnen, muslimische Eltern und Jugendliche, Polizisten, Pastoren, Jugendarbeiter an einem Tisch sitzen und sich als Subjekte begegnen. Wir brauchen solche Dialog-Gremien auch in anderen Stadtteilen, ja sogar in jeder Stadt.
Ich bin seit 1994 (23 Jahren) mit einem Pastor befreundet. Wir treffen uns auch sehr oft privat. Das ist für uns Normalität. Wir brauchen noch mehr solcher Freundschaften.
Seit dem es Moscheen in Deutschland gibt, hat es noch nie einen Konflikt zwischen einer Moschee und einer Kirche gegeben. Das ist gut, positiv und Normalität in Deutschland. Gut, solche Nachrichten schaffen es nicht auf die Titelseiten und in die Talk Shows. Aber Pastoren sollten ermutigt werden, auf die Imame, die oft immer noch Gäste in der Fremde sind, zuzugehen, sie einzuladen und willkommen zu heißen. Unsere Gesellschaft braucht gerade jetzt, in Zeiten großer Angst vor einem Rechtsruck in Deutschland und Europa, mehr Einsatz für das Gute, denn „only good news are good news“.