In schâ Allâh oder „höchstwahrscheinlich nicht“?
Damals, als ich 1991 mein Studium begann, begegnete ich sehr selten Musliminnen mit Kopftuch an der Uni Hamburg. Wenn ich einer Schwester jedoch begegnete, löste dies Anfangs große Freude in mir aus und ich grüßte sie mit „salâmun aleykum“. Sie jedoch gingen immer an mir vorbei, ohne meinen Gruß zu erwidern.
Ich orientierte mich dabei an der folgenden Überlieferung: Ein Prophetengefährte fragte den Propheten ﷺ, wie er den Islam am besten leben könne, und dieser sagte ihm: „Gib (den Menschen) zu Speisen und grüße jeden den du kennst und nicht kennst“. (Überliefert bei Buhârî und Muslim)
Ich redete mir bei den ersten Begegnungen ein, dass sie mich vielleicht nicht gehört haben oder das sie einfach zu schüchtern waren „wa aleykum salâm“ zu sagen. Doch mit der Zeit merkte ich, dass es nicht daran lag. Also hörte ich auf, sie zu grüßen.
As-Salâmu aleykum oder „wollen wir uns kennenlernen?“
Ich wusste, dass es sunna war zu grüßen und wâjib (Pflicht), den Gruß zu erwidern. Um sie vor einer Sünde (der Unterlassung einer Pflicht) zu bewahren, hörte ich auf, bei ihnen diese sunna zu pflegen. Ich war damals auch einfach zu naiv. Denn mehrere Musliminnen, die ich später diesbezüglich ansprach, meinten: „Es gibt Brüder, die dies zum Anlass nehmen, um mit uns zu flirten“. Ich war schockiert, was mir eventuell unterstellt worden war.
Die deutsche Übersetzung von „As-Salâmu aleykum“ (der Friede sei mir euch) wurde also zu: „Wollen wir uns kennenlernen?“
Mâ schâ Allah oder „wow!“?
Wenn einem etwas gefällt, sagt man auf Arabisch „mâ schâ Allâh“. Es ist ein Ausdruck des Erstaunens vor der Schöpfung Gottes, den man pflegt, wenn man etwas Schönes sieht. Musliminnen berichteten mir, dass sie das als eine Anmache im Sinne von „wow!“ empfanden, wenn Jungen das in der Begegnung mit ihnen sagten. Dabei kann es m. E. in der Tat nichts schöneres in den Augen eines Mannes geben, als eine Frau. Aber in der Jugendwelt bekamen diese Begriffe eine neue und sogar negative Bedeutung.
In schâ Allâh oder „höchstwahrscheinlich nicht“?
Im Laufe der Jahre lernte ich auch, dass das „In schâ Allâh“ (so Gott will), z.B. wenn man jemanden gefragt hat, ob er zu Besuch kommen möchte oder ob man sich treffen kann „vielleicht“ oder auch „wahrscheinlich nicht“ bedeuten konnte. Man ist sich also oft gewiss darüber, wenn jemand „in schâ Allâh“ als Antwort gibt, dass er/sie nicht kommen wird.
Fîy sabîlillâh oder „kostenlos?
Sehr häufig begegne ich in meinem Leben der Verwendung von „fîy sabîlillâh“ (dies sagt man, wenn man etwas „für die Sache Gottes“ tut). Wenn man um eine Dienstleistung gebeten wurde, hieß fîy sabîlillâh jedoch in der Regel „mach die Sache kostenlos!“ Dabei kann man auch etwas gegen Lohn tun und dies ist dennoch für Gott.
Es ist dennoch gut, Grundbegriffe in ihrer eigentlichen Bedeutung zu kennen und nicht nur oder erst im Kontext ihres Missbrauchs. Diese können zwar – wie wir an den Beispielen sehen – von Kultur zu Kultur oder von Generation zu Generation unterschiedlich Gestalt annehmen, sollten aber nicht nur in ihrer entfremdeten Form gekannt und verwendet werden.
Hier Beispiele, wo (vor allem) wir (Türken) überall den Namen Gottes verwenden
Wenn wir etwas beginnen: Bismillâh.
Wenn wir eine Sache planen: In schâ Allâh.
Wenn wir uns aufregen oder wundern: Allâh, Allâh oder Subhânallâh.
Wenn wir Selbstvertrauen haben: Evelallâh.
Wenn wir einen festen Vorsatz fassen: Alimallâh.
Wenn wir auf etwas verzichten: Eyvallâh.
Wenn wir eine Sache bis zum Ende führen wollen: Yâ Allâh.
Wenn wir etwas versprechen/eine Verpflichtung eingehen: Vallâhi billâhi.
Wenn wir bedrückt oder gelangweilt sind: Fasuphânallâh.
Wenn wir noch bedrückter sind: Hasbunallâh.
Wenn wir aufgeben: ilallâh.
Wenn wir so richtig Spaß an der Sache haben: Allâh, Allâh, Allâh…
Wenn wir positiv erstaunt sind oder eine Sache erfolgreich abschließen: mâ schâ Allâh oder Subhanallah.
Wenn wir eine Sache nicht schaffen: Hayy Allâh.
Wenn wir zufrieden sind: Alhamdulillâh.