IS IS NOT IS!
Liebe Freunde, unter dem Titel der „IS ist kein islamischer Staat“, möchte ich auch hier einige Informationen teilen, die mir am Herzen liegen. Zum IS habe ich bereits Vorträge (z.B. an der Uni Kiel und in Neumünster) gehalten, Jugendseminare (z.B. im Haus Rissen und bei uns im Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstitut) und Fortbildungen mit Imamen und unserem Präventionsteam „Al Wasat“ durchgeführt. Auch die Lesung von Jürgen Todenhöfer war erkenntnisreich. Das Thema hat so viele religiös, geopolitisch und wirtschaftlich relevante Facetten und betrifft auch unsere Gesellschaft, so dass es sehr schwierig ist, an einem bestimmten Punkt anzusetzen oder aufzuhören. Deshalb möchte ich meinen Schwerpunkt – wenn auch sehr verkürzt – auf die Wirkung auf unsere muslimischen Jugendlichen setzen. Wie können wir sie am besten über den IS aufklären und wie sie am besten vor Radikalismus schützen?
Dazu folgende Hinweise: Sowohl im Qur´an als auch in der Sunna wird Maßlosigkeit bzw. Extremismus eindeutig kritisiert: „O ihr Schriftbesitzer! Treibt es mit eurer Religion nicht zu weit!“ (Sure 4, Vers 171) oder „O ihr Menschen! Hütet euch vor Extremismus in der Religion, denn die, die vor euch waren, sind deswegen untergegangen, weil sie ins Extreme gegangen sind.“ (Überliefert bei Ahmad ibn Hanbal, Ibn Mâdjah und an-Nasâʼi).
Eines von vielen Beweisen, warum der IS kein islamischer Staat sein kann und das ausgerufene Kalifat keine islamische Legitimation besitzt ist, dass Mio. Muslime vor dem IS ins Ausland und teilweise in nichtmuslimische Länder fliehen. Wenn der IS ein islamischer Staat wäre, müssten in ihren Grenzen alle Menschen Sicherheit genießen, gemäß der Aussage des Propheten: „Muslim ist der, vor dessen Zunge und Hand die anderen Muslime sicher sind und Mu`min ist der, vor dem die Menschen sich hinsichtlich ihres Lebens und ihres Eigentums sicher fühlen“ (überliefert bei at-Tirmidhi und an-Nasâʼi). Des Weiteren ist der Unterschied zwischen der Regierung des Propheten und von al-Baghdadi, dass der Prophet und seine Botschaft bekannt waren und er nichts davon verborgen hat, wohingegen kaum jemand weiß, wer al-Baghdadi ist, wo er sich aufhält und was er tut.
Was allen Bewegungen – ob religiösen oder politischen – gemein ist; sie können Menschen mobilisieren, anfeuern, antreiben, begeistern, Hoffnung auf Veränderung usw. geben. Daher ist der spontane Zuwachs bei neuen Bewegungen nichts ungewöhnliches. Und wenn diese Bewegungen politische und religiöse Ziele zugleich anstreben, ist die Wirkung umso größer und irgendwer wird immer mitlaufen. Der Erfolg des IS liegt aber vor allem an der Unterstützung der unterdrückten sunnitischen Bevölkerungen im Irak und in Syrien. Das ist der wichtigste Nährboden, nicht die Zahl der Kämpfer oder ein Wunder. Demnach lässt sich der IS nur durch Gerechtigkeit zurückdrängen, wovon die gegenwärtigen Regierungen im Irak und in Syrien leider weit entfernt sind. Die mobilisierten jungen Menschen glauben demnach auch, dass sie für Gerechtigkeit kämpfen. Steht aber der IS auch dafür?
Ich möchte den Jugendlichen ein Prüfstein für Extremismus mit auf den Weg geben. Im Qur´an heißt es: „Und so haben Wir euch zu einer Gemeinschaft der Mitte gemacht.“ (Sure 2, Vers 142). „Die Mitte“, in diesem Falle „Gerechtigkeit“ befindet sich zwischen zwei Extremen. Das eine Extrem wäre das Maß unterschreitende Extrem (wie Unterwürfigkeit, die Hinnahme von Unrecht und Leid) und das andere Extrem wäre das Maß überschreitende Extrem (wie Tyrannei und Unrecht). Ebenso extrem wäre eine reine Diesseitsbezogenheit oder eine reine Jenseitsbezogenheit. Die qur´anische Mitte (Sure 28, Vers 77) dazu wäre: „Trachte mit dem, was Allah dir gegeben hat, nach der Behausung des Jenseits, aber vergiss nicht deinen Anteil am Diesseits! Und tu Gutes, so wie Allah dir Gutes getan hat! Und sinne nicht überall im Land auf Unheil! Allah liebt die nicht, die Unheil anrichten.“
Ich möchte auch noch auf den Open Letter hinweisen (Original unter: http://
Empfehlenswert ist auch „The Crisis of ISIS: A Prophetic Prediction, Sermon by Hamza Yusuf“, abrufbar unter: https://www.youtube.com/
Eine zentrale Frage, die ich hier auch stellen möchte, ist: Was ist Islam? Was ist Iman?
Der Prophet beantwortet diese Frage eindeutig gemäß dem sogenannten „Gabriel-Hadith“. Darin sind die „Fünf Säulen des Islam“ und die sechs Glaubenselemente enthalten. Jeder, der an diese Elemente glaubt und die Säulen befolgt, ist Mu´min und Muslim, ob er in Deutschland lebt oder unter einem Kalifen.
Wer möchte, kann mir auch eine Nachricht schicken und ich sende meine Powerpoint-Präsentation zum IS zu, worin sich auch eine Chronologie zum IS, von Abû Musab az-Zarqâwi und die Organisation at-Tauhīd wa-l-Dschihād bishin zu Aiman az-Zawâhiri von Al-Qaida befindet.
Ich möchte mit einem Qur´anvers schließen, der uns eigentlich das Wesentliche deutlich macht: „Und gehorcht nicht dem Befehl der Maßlosen, die auf Erden Unheil, statt Heil stiften.“ (Sure 26:151f.)