- Achtung: Der nachfolgende Text ist für LeserInnen mit einem IQ unter 80 nicht geeignet.
Ist ein Jude, der einen jüdischen Staat will, ein Judaist?
Ein Jude, der einen jüdischen Staat gründen will, wird nicht Judaist genannt. Ein Christ, der einen christlichen Staat gründen will, wird nicht Christianist genannt. Ein Muslim, der einen islamischen Staat gründen will, wird nicht, äh…, Entschuldigung, wird natürlich Islamist genannt.
Nein, ich will keine theologische Debatte auslösen und auch nicht über „Theokratie“ schreiben. Es geht mir lediglich um die Verwendung von Begriffen. Es gibt ja auch Menschen, die als „Salafisten“ bezeichnet werden, aber bei genauem Hinsehen mit den Salaf nichts, aber auch gar nichts gemein haben.
Eine Muslimin sagte einmal: „Ich identifiziere mich zwar nicht mit dem Begriff »Islamismus«, aber wenn mein Lehrer diesen Begriff verwendete, fühlte ich mich dennoch angegriffen, da in dem Wort der Name meiner Religion (Islam) enthalten ist.“
Vorschlag: Lasst uns diesen Begriff einfach weglassen und stattdessen sagen, was wir eigentlich damit meinen. Meinen wir einen gewaltbereiten Menschen bzw. Muslim? Einen, der seine Religion missbraucht? Oder einen, der radikale oder extreme Ansichten vertritt?
Konkretisierungen sind schwieriger als Pauschalisierungen!
Mit einem etwas satirischen Stil möchte ich die LeserInnen auf eine Perspektivwechsel-Reise mitnehmen. Bitte nicht denken, ich würde damit jemanden beleidigen wollen. Sondern einfach mal diesen Gedanken mitspielen und sich fragen, wie das Ganze wirken würde, wenn man selbst davon betroffen wäre. Die Auswirkungen kann ich nicht voraussehen, freue mich aber über kreative Kritik.
Wie nennen wir z.B. einen Deutschen, der Terror verübt? Klar, einen Terroristen! Und wie nennen wir einen faschistischen Deutschen? Natürlich einen Faschisten! Und einen rechtsradikalen oder linksradikalen Deutschen? Natürlich einen Rechtsradikalen oder einen Linksradikalen.
Aber wieso taucht seine nationale Herkunft oder seine Religion nicht auf?
Wie wäre es, wenn wir – immer wenn eine Gewalt- oder Straftat von einem Deutschen ausgeht, von einem „Deutschisten“ reden würden? Ja! Wir nennen alle von Deutschen verübten Straftaten ab heute „Deutschismus“ und wenn es sich um einen deutschen Christen handeln sollte „Christianismus“. Meine Rechtschreibkorrektur unterstreicht diese neuen Wörter gerade alle rot. Klar, sie kennt sie ja noch nicht.
Wenn in Zukunft also ein Deutscher eine links- oder rechtsradikale Straftat begeht, dann nennen wir das „Deutschismus“ und wenn seine christliche Identität festgestellt wird (z.B. reicht, dass er Kirchensteuer zahlt), dann nennen wir das „Christianismus“. Oder wir sagen „ein christianistischer Deutschist“ oder noch besser „ein fundamentalistisch-christianistischer Deutschist“ (so könnte man z.B. die PI-News Leute in Zukunft nennen).
Hört sich ungewohnt oder komisch an, nicht wahr?
Keine Sorge, „radikal-islamistischer Djihadist“ hörte sich auch mal komisch an. Ist heute aber normal. Da wir Begriffe wie „Islamist“ oder „Djihadist“ nicht mehr abschaffen können, sollten wir, wenn uns jemand fragt: „Bist Du ein Islamist?“, die Gegenfrage stellen: „Und, bist Du etwa ein Christianist?“
Ein Imam wurde einmal von einer Lehrerin gefragt, ob er ein Islamist sei. Darf man ja wohl fragen. Ist ja weder eine Anmaßung noch eine Grenzüberschreitung.
Wie wäre es, wenn man jeden Deutschen, dem man in Zukunft begegnet, erst einmal (zur Sicherheit sozusagen) fragt: „Bist Du ein Nazi?“ Ich meine, das darf man ja wohl fragen, schließlich gibt es ja auch Deutsche, die Nazis sind, oder?
Eine Pastorin sagte, sie sei seit Jahren in einem interkulturellen Forum aktiv und da seien auch Imame und Leute aus der türkischen Gemeinde. Bisher habe sich aber noch keiner von ihnen vom „IS“ oder von Terror distanziert. Im Umkehrschluss nahm sie also an, dass diese damit sympathisieren. Hmmm…! Wie würde das wohl umgekehrt wirken, wenn ich bei jeder ersten Begegnung frage: „Distanzieren sie sich alle von den NSU Morden?“ Falls sie aber nicht von alleine darauf kommen, sich zu distanzieren (bitte auch von der Ermordung der Juden im 2. Weltkrieg; ach was, auch gleich von der gesamten Judenverfolgung und den Kreuzzügen usw.), könnte ich natürlich automatisch eine Nähe vermuten. Einen Dialog mit Lutheranern unter der Voraussetzung zu beginnen, diese mögen sich doch bitte erst von den Ansichten Martin Luthers über die Juden, die Muslime („Türkenreligion“) oder den Papst distanzieren, wäre sicherlich kein gelungener Start.
Ebenso ist es kein gelungener Start, wenn man auf dieselbe Weise mit Muslimen verfährt. Macht man aber trotzdem. Und wenn diese sich bei der Antwort komisch verhalten, könnte das natürlich verdächtig sein.
Oder – und das wäre mein eigentlicher Vorschlag – wir lassen das alles hier und sagen zu einem arabischen Terroristen „Terrorist“, zu einem Afghanen, der seine Schwester absticht „Mörder“, zu einem Marokkaner, der eine Frau sexuell belästigt „Sexualstraftäter“ und zu einem Deutschen, auf den all diese Zuschreibungen zutreffen, ebenso Terrorist, Mörder oder Sexualstraftäter, ohne seine Herkunft und Religion in Sippenhaft zu nehmen. Wenn nämlich das Individuum für die Gruppe steht, dann nennt man das Kulturrassismus.
Wenn wir es noch weiter Konkretisieren möchten, dann folgender Vorschlag dazu:
Wir kritisieren die Haltung, die Einstellung oder Handlung, diskriminieren aber nicht die Person. Äußert sich ein Mensch intolerant (was auf jeden Menschen zutreffen kann), dann sagen wir: „Das ist intolerant“, aber nicht: „Du bist ein intoleranter Mensch“. Oder ist eine Aussage eindeutig „rechtsradikal“ oder „rassistisch“, dann sagen wir nicht: „Du bist ein Rechtsradikaler oder ein Rassist“, sondern „das ist eine rechtsradikale oder rassistische Äußerung.“ Ebenso verhält es sich mit muslimischen Jugendlichen, die sich pro-islamisch äußern. Dahinter muss nicht immer eine gefährliche Ideologie stehen, so dass man sie gleich als „Islamisten“ brandmarken muss.
Eine Schülerin sagte im Religionsunterricht: „Natürlich wünsche ich mir als Muslimin einen islamischen Staat. Mein Lehrer machte große Augen und fragte: »Bist Du für den IS?«“. Darf eine Muslimin nicht für einen islamischen Staat sein? Darf ein Jude nicht für einen jüdischen Staat sein?
Ja, eine Muslimin. Das wäre im Deutschen die feminine Form von Muslim. Man muss nicht eine Muslima sagen. Oder sagt man, wenn man von mehreren Musliminnen spricht „Muslimaatinnen“? („Muslima“ wäre im Arabischen der feminin Singular und „Muslimaat“ der Plural). Auch dazu gab es mal etwas im Netz.
Moslemiker (wie einst in einem Video von Rebell-Comedy) meint wohl einen muslimischen Komiker.
Der Kontext ist also wichtig. Daher noch einmal die Empfehlung: Begriffe wie „Islamist“ entweder völlig weglassen oder – wenn man es denn kann – sagen, was man damit eigentlich meint.
So, habe alle neuen Wörter zu meinem Wörterbuch hinzugefügt. Nichts mehr rot unterstrichen.