Liebe BILD-LeserInnen,
da ihr Interesse am Islam so immens groß ist und gerade der Fastenmonat der Muslime begonnen hat, möchten wir sie über diesen Monat informieren. Diese Information soll vor allem dazu dienen, dass sie keine Angst vor fastenden Muslimen haben.
Der islamische Kalender hat 12 Monate. Ramadan ist der Name des 9. Monats (so wie der September) und gilt als Fasten-Monat.
Jedes Jahr findet der Ramadan 10-11 Tage früher statt, weil der Mondkalender 354 statt 365 Tage hat.
Das Fasten gehört neben dem islamischen Glaubensbekenntnis, den täglichen Gebeten, der jährlichen Spende und der Pilgerfahrt nach Mekka, zu den „Säulen des Islam“. Es gehört also zu den wichtigsten gottesdienstlichen Pflichten.
Manche Menschen glauben, Muslime müssten einen ganzen Monat lang (d.h. 30 Tage, 24 Stunden) fasten. Nein, die Fastenzeit beginnt mit der Morgendämmerung und endet mit dem Sonnenuntergang. Von Sonnenuntergang bis zur Morgendämmerung darf wieder gegessen und getrunken werden.
Alle erwachsenen, körperlich und geistig gesunden Muslime und Musliminnen, enthalten sich in dieser Zeit folgenden Dingen: Kein Wasser, kein Essen, auch kein Geschlechtsverkehr oder Rauchen. Keine Sorge, wenn die Sonne untergeht, sind diese Dinge wieder erlaubt.
Das arabische Wort für „Fasten“ ist „Siyâm“ und bedeutet „Enthaltsamkeit“.
Wer jetzt glaubt, fasten bedeutet nur der Verzicht auf Speis und Trank, irrt.
Zum „Fasten“ gehört auch, dass man seine Augen, seine Ohren, seine Zunge und seine Hände vor unerlaubten Dingen wie Fluchen, Lügen, üble Nachrede, Verleumdung, Stehlen, Schlagen usw. schützt. Im Grunde vor allem, was normalerweise täglich so in der BILD steht.
Das Fasten hat drei Abstufungen: das gewöhnliche, das besondere und das sehr besondere Fasten.
Das gewöhnliche Fasten bedeutet Enthaltsamkeit von Nahrung, Trinken und sexueller Befriedigung.
Das besondere Fasten ist die Bewahrung der Ohren, Augen, Zunge, Hände und Füße – sowie aller anderen Glieder – vor falschen Handlungen.
Das sehr besondere Fasten ist ein Fasten des Herzens, das frei ist von weltlichen Gedanken, wie zum Beispiel der Beschäftigung mit nutzlosen Dingen.
Falls sie sich dennoch über fastende Muslime aufregen, dann sollten sie wissen, dass das Fasten in allen Religionen angelegt ist; auch im Judentum und im Christentum. Im Koran heißt es: „O ihr Gläubigen! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren…“ (Sure 2, Vers 183).
Es gibt aber auch Menschen, die ohne religiöse Anbindung fasten.
Kranke und Reisende müssen nicht fasten, sollen die versäumten Tage jedoch später nachholen.
Bei akuten Krankheiten können Fastende ihr Fasten unterbrechen und Medizin und Nahrung zu sich nehmen.
Menschen, die nicht fasten können, erbringen eine Ersatzleistung, wie z.B. die Speisung eines Armen.
Der Ramadan ist für viele Muslime vor allem ein gemeinschaftliches Ereignis. Im Ramadan besuchen sich die Muslime gegenseitig zum „Iftâr“, d.h. zu einem Essen nach Sonnenuntergang. Eine besonders beliebte Nahrung im Ramadan sind Datteln.
In vielen Moscheen wird auch Iftâr angeboten und in vielen Städten gibt es öffentliche Iftâr-Veranstaltungen, wie z.B. ein Ramadan-Pavillon, auf das auch sie herzlich eingeladen sind. Informieren sie sich ruhig darüber. Vielleicht können sie dies ja dazu nutzen, MuslimInnen kennenzulernen.
Täglich wird auch der Koran rezitiert. Der Koran besteht aus 30 Abschnitten, so dass täglich ein Abschnitt gelesen wird. Falls sie noch nie eine Koranrezitation gehört haben, können sie dies gerne googeln.
Abends gibt es im Ramadan ein Gemeinschaftsgebet, das „Tarâwih-Gebet“ heißt.
Die 27. Nacht des Ramadan gilt als eine besondere Nacht, in der der Gottesdienst so wertvoll ist, als wenn man 83 Jahre seines Lebens im Gottesdienst verbringt.
Die irdische Belohnung des Fastens ist einmal körperlicher Natur (Stärkung der körperlichen Abwehrkräfte) und jenseitiger Natur: Den Fastenden wird von Gott als Belohnung das Paradies versprochen. Zumindest für die Gläubigen ist dies eine große Motivation!
Am Ende des Ramadans finden Spenden an die Bedürftigen statt und der Monat endet mit einem Fest: dem Ramadan-Fest. Am Festtag wird ein Festtagsgebet in der Moschee verrichtet und anschließend wird gefeiert. Auch Nicht-Muslime sind herzlich eingeladen.