Aus der Serie: Du bist Türke, wenn…
2009 hatte ich auf der Facebook-Seite der Deutsch-Türkischen Akademiker und 2012 auf meiner Seite die Frage gestellt: „Du bist Türke, wenn…“, mit der Bitte um Ergänzung.
Aus den insgesamt 906 Kommentaren möchte ich in mehreren Teilen die Antworten zu Familie (Teil 1), Freunde und Gäste (Teil 2), Essgewohnheiten (Teil 3), Urlaub (Teil 4), Kultur (Teil 5), Religion (Teil 6), Alltag (Teil 7), Sprache (Teil 8) und Wohnstil (Teil 9) teilen.
Diese sollen zusätzlich Teil eines langjährigen Buchprojekts mit dem Titel „Tüpiş türkiş – typisch deutsch“ sein.
Am Ende aller Beiträge hatte jemand Kommentiert: Und das alles unter uns bleibt und Thilo Sarrazin nix davon erfährt.
Teil 1: Familie
Du bist Türke, wenn…
Du schon mal Annes Terlik abbekommen hast.
Du „Terlik“ (Hausschuh alias Mutters Handwaffe) kennst.
Die Bedeutung des „Terlik“ lernt man erst im türkischen Haushalt kennen. Das Terlik begleitet Dich durch Dein ganzes Leben. Du wirst gezwungen damit zu liieren und es als Kind gehasst hast, aber heute das erste ist, was du anziehst, wenn du nach Hause kommst.
Du Bekanntschaft mit Babas Gürtel gemacht hast.
Deine Mutter dich verflucht und sagt: „Allah sana senin gibi evlat versin.“ („Gott soll dir Kinder wie dich geben.“)
Du deine Familie mehr als alles andere liebst. Aber trotzdem die meiste Zeit mit deinen Freunden verbringst.
Deine Eltern dich mit den Kindern ihrer Freunde verglichen haben.
Deine Verwandten aus der Türkei dich anklingeln und du sie zurück anrufst.
Deine Eltern/Großeltern extra zum Callcenter für Türkeianrufe gefahren sind.
Dein Vater sagt: „Es ist schon Mitternacht!“, obwohl es erst 21.30 Uhr ist.
Du mehrere Geschwister hast und du mit all ihren Namen aufgerufen wurdest. (Gefällt mir: 17)
Wir Kinder mehr als alles andere auf der Welt lieben.
Deine Familie die Größe eines deutschen Dorfes hat.
Du nach Hause gekommen bist und deine Anne Dich begrüßt und dich fragt, ob du nach Hause gekommen bist. (Gefällt mir: 28)
Deine Eltern in Wutsituationen „seni gebertirim“ („Ich bring dich um“) sagen.
Du (als Mädchen) von deiner Mutter gezwungen wirst, zu den ganzen „Frauen-Toplantısı“ mitzugehen.
Du als Kind immer gefragt wurdest: Kimin oğlu/kızısın sen? („Wessen Tochter/Sohn bist du?“)
Du mindestens 4 Tanten hast.
Du jedes Jahr in der Türkei neue Verwandte kennenlernst.
Deine Mutter um 09:03 Uhr in dein Zimmer gestürmt kommt und dich aufweckt mit den Worten: „Kalk artık saat 12 oldu!“ (Steh endlich auf! Es ist schon 12.00 Uhr geworden).
Deine Mutter zu dir sagt: „Akşam baban eve gelince görürüz“, (warte nur bis Dein Vater heute Abend nachhause kommt) oder „Eve gidince gösteririm sana“ (Du wirst schon sehen, wenn wir zuhause sind) sagt und trotzdem nichts macht.
Du bei jeder neuen türkischen Bekanntschaft gefragt wirst, woher du aus der Türkei kommst (nerelisin?) und wer dein Papa ist.
Man aus Respekt vor den Eltern nicht raucht und Alkohol trinkt.
Das jüngste Kind zum Nachbar geschickt wird, um was hinzubringen oder abzuholen.
Gäste da sind, der Fernseher aber im Hintergrund laufen muss.
Man mit 12 Jahren zum Elternabend der 8-jährigen Schwester mitgeht.
Deine Eltern vom Einkauf zurückkommen, lange klingeln und rufen: „Aşağıya gelin!“ (kommt runter), und dann heißt es „Tüten hochschleppen“.
Deine Eltern den Verwandten und Freunden die alten Fotos deiner Beschneidungsfeier zeigen.
Du deine Eltern bis zur Bahre selber pflegen würdest.
Du irgendein Holzstück aus dem Garten nimmst und mit zwanzig Kindern auf der Straße Baseball spielst.
Du mit jedem Gegenstand Fußball spielen würdest.
Du mit Videokassetten den ausziehbaren Esstisch zu einer Tischtennisplatte machst.
Du gegen dein Opa Mühle spielst und nach 15 Jahren immer noch hart verlierst!
Du die Klamotten der Geschwister anziehen musst.
Du Verwandte, Oma und Opa mit dem Satz: „Ich werde nicht heiraten“ in einen Koma ähnlichen Zustand versetzen kannst.
Deine Eltern immer noch alle VHS Filme aus den 1980er aufbewahren, obwohl sie seit Jahren keinen Videorekorder mehr haben.
Dich mindestens ein Verwandter abgezockt hat. (Gefällt mir: 12)
Dein Onkel, der Beşiktaş Fan ist, eine Faust macht und Dir mit dem Mittelknochen seines Mittelfingers auf den Kopf schlägt, wenn Du für eine andere Mannschaft bist.
Man beim „großen Besuch“ den Çay-Sklaven spielt.
Deine Eltern bei Telefonaten in die Türkei aufgrund der Entfernung schreien. (Gefällt mir: 24)
Deine größte Angst ist, Deine Gäste nicht satt zu bekommen und Du es als Beleidigung siehst, wenn ein Gast nichts essen oder trinken will.
Deine Mutter und/oder deine Oma nicht einsehen will/wollen, dass du schon satt bist.
Der Fernseher ein Familienmitglied ist.
Deine Mutter Finanzministerin, Innenministerin, Verteidigungsministerin und Kanzlerin in einem Haushalt ist.
Dein Vater sagt: „Senin imkanların bende olsaydı Almanya´ya başbakan olurdum.“ (Hätte ich damals die Möglichkeiten, die du jetzt hast, wäre ich schon längst Bundeskanzler in Deutschland geworden.“) (Gefällt mir: 20)
Es nach deinen Eltern ginge, Kolonya das beste Desinfektionsmittel für Wunden ist.
Dein Opa immer noch auf die ultimative Endschlacht in der wohl nie endenden Belagerung der Türkei wartet.
Dich Deine Eltern schon mal Eşek Sıpası (Eselskind) genannt haben.
Dich deine Eltern mit Tiernamen a la Eşek Sıpası (Eselfohlen) liebkosen.
Deine Eltern Dich mit “Eşoleşek” (Sohn eines Esels) beschimpfen und Du lachen musst, weil sie sich damit selbst beleidigen.
Die Blicke Deines Vaters genügen und Du ihn ohne Worte verstehst.
Deine Mutter der größte Engel auf Erde ist.
Du mit deinem Vater aufs Dach geklettert bist und die Sat-Anlage zurecht koordinieren musstest.
Wenn du Besuch bekommst und vor deiner Haustür unzählige Schuhe liegen. (Gefällt mir: 15)