Wenn man jemanden für Allah liebt
Eine der schönsten Komplimente, die ich je gehört habe, war der Satz: „Ich liebe Dich für Allah“. Erstmals vor einer Moschee in Harburg, dann erneut in derselben Moschee, dann von einer Schwester bei mir im Institut, dann von einem Bruder in der Türkei und zuletzt von einem Bruder auf dem letzten „Vereint im Islam“ 2016. Mehrere Male auch als E-Mail.
Beim ersten Mal, wo ein Bruder vor mir stand, mich an den Schultern packte und mir sagte: „Seni Allah için seviyorum“, wurde ich schon verlegen. Denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Da berichtete er mit von dem Hadith des Propheten, den al-Ghazzali in seinem „Elixier der Glückseligkeit“ folgendermaßen beschreibt: Der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) spricht: „Wenn einer seinen Bruder liebt, so soll er es ihm sagen“ (überliefert bei Abu Dawud und at-Tirmidhi). Das soll er darum tun, weil dadurch die Liebe größer wird; denn wenn er merkt, dass du ihn liebst, so wird er dich Notwendig wieder lieben, und wenn du merkst, das auch er dich liebt, so wird deine Liebe wieder größer, und so wächst die Liebe und vervielfältigt sich auf beiden Seiten… Darum lehrt uns der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm) den Weg dazu, indem er spricht: „Beschenkt euch untereinander, so gewinnt ihr einander lieb.“
Beim zweiten Mal – da hielt ich eine Khutba in der Moschee – bemerkte ich jemanden, der ganz hinten an der Wand saß und mir die ganze Zeit zulächelte. Nach dem Freitagsgebet kam er zu mir, schüttelte mir die Hand und sagte: „Ich wollte Dir sagen, dass ich Dich für Allah liebe“. Ich fragte ihn: „Kennen wir uns?“ Und er sagte lächelnd: „Nein, ich sehe Dich heute das erste Mal.“ Da antwortete ich ihm: „Möge auch derjenige Dich lieben, um dessentwillen Du mich liebst!“
Bei der Schwester war das jedoch insofern lustig, weil sie nach jedem Wort tief Luft holen musste und fast schon hyperventilierte: „Ali – hocam – ich – wollte – Ihnen – sagen – , – dass – ich – Sie – für – Allah – liebe“. Ich sagte: „Schwester, ganz ruhig“ und dann: „Möge auch derjenige Dich lieben, um dessentwillen Du mich liebst!“
Die anderen Begegnungen bzw. Beispiele will ich nicht weiter ausführen. Denn ich weiß, dass auch andere muslimische Geschwister ähnliche Erfahrungen gesammelt haben. Nur für den Fall, dass eine/r der Leser/innen hier sich die Frage gestellt haben sollte: „Habe ich das schon einmal zu jemandem gesagt?“, dann wäre es jetzt an der Zeit, jene Personen anzurufen, für die man das empfindet. Ich hatte bereits schon einmal über dieses Thema geschrieben und in den Kommentaren stand z.B. „erledigt“ oder „habe soeben … angerufen“ (darunter auch die eigene Mutter) „und es ihr gesagt“.
Eines der schönsten Komplimente, die mir je gemacht wurden (vielleicht sogar das schönste Kompliment), kam von meiner Tochter. Sie war gerade fünf Jahre alt und sagte: „Manchmal denke ich, dass Du der Prophet bist“. Ich sagte blitzartig: „Nein, der Prophet ist ja schon vor sehr langer Zeit verstorben und nach ihm kommt auch kein anderer Prophet mehr“. Da sagte sie: „Ja, das weiß ich auch, aber trotzdem.“
Auch eine Konvertitin sagte mir auf einem MJ-Meeting: „Genau so stelle ich mir den Propheten vor.“ Fast die exakte Aussage machte eine afghanische Schwester auf der Umrah 2011, wobei sie das auf meinen Umgang mit meinen Kindern bezog: „So, wie Du mit Deinen Kindern umgehst, so stelle ich mir den Propheten vor.“ Beide Male wurde ich sehr verlegen, war sprachlos. Neigte mein Haupt vor Scham vor dem Propheten, denn ich könnte noch nicht einmal der Staub unter seinen Füßen sein. Während der Umrah kamen mir sogar die Tränen (da ich eine Sonnenbrille trug, konnte sie das nicht sehen).
Den Propheten in unseren Geschwistern sehen! Wie wundersam dies doch wäre. Darüber hatte ich mal eine Khutbah gehalten (wird inschaAllah demnächst in der nächsten Ausgabe des Chai Magazins (https://www.facebook.com/chaimagazin.at?__mref=message) erscheinen.
„Seid so gut zu den Menschen, das selbst eure Feinde hinter euch her weinen, wenn ihr sterbt!“
(Ali r.a.)