Es ist so viel Gutes in der Welt
Gestern (15. Mai 2016) war ich auf einer muslimischen Jugendtagung in meiner zweiten Heimat Bremen, zum „Ummah-Feeling“ sozusagen. Das Feedback vor Ort und über PN auf Facebook haben mein Herz schneller schlagen lassen und auch meine Augen zu Tränen gerührt. Dass ich einigen aus der Seele gesprochen, anderen Hoffnung gegeben und dem einen oder anderen wiederum zu einem „Aha-Erlebnis“ verholfen habe, erfüllt mich mit großer Freude und motiviert mich sehr, trotz der vielen Schwächeanfälle, die ich auch heute wieder hatte.
Heute war ich nämlich von 10.00-18.00 Uhr zu Gast auf dem „International Youth Festival“ der Christengemeinschaft. David Plum hatte mich im Radio (Kiss FM) gehört und nach meinem Namen recherchiert und mich eingeladen, um vor ca. 400 christlichen Jugendlichen zum Islam zu sprechen. Ein Podium und ein Workshop waren eingeplant. Die Moderatorin gestand mir: „Eigentlich empfinde ich mich auch als Muslimin“. Sie erzählte mir von einem Gelehrten aus Palästina und dessen Frau, von denen sie Islam lernte. Auf dem Podium wurde ich unter anderem gefragt nach einem Schlüsselerlebnis in meinem Leben, nach der Quelle der Menschlichkeit oder nach universeller Wahrheit…
Nach dem Podium kamen einige Jugendliche und wollten über ihre vielen „Aha-Effekte“ sprechen.
Junge Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, Bangladesch und Eritrea berichteten von ihren Schicksalen. Von Krieg, Gewalt, Folter, Entführungen, Hunger, Mord, der Organ-Mafia, Gefängnissen, Angst, Zerstörung und Sehnsucht. Aber auch von Hoffnung und Freude. Aber darüber schreibe ich inschaAllah ein anderes Mal mehr.
Auf dem Weg in die Pause fragte ich nach einer Möglichkeit für das Mittagsgebet und die Moderatorin zeigte mir ein freies Zimmer.
Ein Mann rannte mir hinterher und sagte: „Ich wollte Ihnen nur kurz mitteilen, dass ich so glücklich bin, dass wir so tolle Imame in Hamburg haben!“
Auf dem Flur begegnete ich einem älteren Ehepaar, wobei die Frau sagte: „Also, Sie sind ja wirklich ein ganz besonderer Mensch!“ „Jeder ist besonders“, erwiderte ich etwas verlegen.
Einer der Jugendlichen muss mitbekommen haben, dass ich auf dem Weg zum Gebet war und fragte mich: „Darf ich mit beten?“ „Natürlich“ erwiderte ich lächelnd. „Ich habe bei uns in Bremen die Flüchtlinge immer beten gesehen und wollte das auch einmal probieren“ sagte er. Ich erklärte ihm Schritt für Schritt die Waschung und das Gebet und dann verrichteten wir das Mittagsgebet.
Nach dem Mittagessen ging es weiter mit dem Workshop. Die Glaubenselemente und -praxis des Islam haben auch zu manch einem „Aha-Effekt!“ gesorgt. Wann hört man schließlich etwas Positives zum Islam? Ich habe selten so respektvolle und rücksichtsvolle Menschen erlebt. Keine der üblichen Beleidigungen, die man von so manchem Dialog kennt, dafür sehr viel Neugier. Alle mit einem Lächeln im Gesicht. Auch ein seltenes Phänomen.
„Ich hoffe, wir können Sie bei Gelegenheit wieder einladen“, so David Plum.
Nur einige wenige Eindrücke aus acht Stunden meines Lebens, die ich mit euch teilen wollte. Wetteifert im Guten miteinander!