Ich glaube meinem eigenen Interview nicht!
Stellt euch vor, ihr hättet ein Interview gegeben und ihr lest dann darin Dinge, die ihr nie gesagt habt.
– Wie würdet ihr reagieren?
Ab heute glaube ich keinem Interview mehr, denn ich kann noch nicht einmal an mein eigenes Interview glauben.
Dabei war das ein sehr schönes Interview für „DIE ZEIT“ in Berlin, das über drei Stunden ging und an dem auch ein Rabbiner und eine Pastorin beteiligt waren.
Ich ziehe daraus mehrere Lehren:
1. Ich bin unprofessionell. Ich hätte das Interview vorher autorisieren sollen, bevor es veröffentlicht wird.
2. Ich bin naiv. Ich habe wieder an das Gute im Menschen geglaubt und bin wieder enttäuscht worden.
3. Vermutlich hat das Tonband nicht alles aufgenommen, so dass die Journalistin einiges aus dem Gedächtnis rekonstruieren musste. Anders kann ich den Inhalt nicht erklären.
Ich sprach z.B. von Blutorangensaft und sie schreibt Granatapfelsaft. Gut, das ist nicht schlimm, aber was sagt das über die Qualität des Interviews aus?
Ich sprach von 30 oder 33 Jahren, was das Alter der Paradiesbewohner laut islamischer Überlieferung anbetrifft, sie macht „31 oder 32 Jahre“ daraus. Man könnte jetzt sagen, auch nicht so schlimm, aber was sagt das über meine Kompetenzen als Islamwissenschaftler aus? Ich weiß doch, dass da draußen so einige Leute sind, die akribisch nach Fehlern suchen. Da sind im Interview z.B. auch Begriffe wie „Diblis“, obwohl ich „Iblis“ sagte und Begriffe, die nicht zu meinem Vokabular gehören, wie „staubtrocken“ oder „Aussichtsplattform“. Und ich sagte, Robinson wollte zu seiner Geliebten nach London und nicht „in den Londoner Nebel“. Also ich sehe da einen großen Unterschied zwischen Nebel und Geliebte.
Und auf die Frage, ob ich in Mekka war, soll ich „Klar. Zweimal sogar“, gesagt haben. Erstens war ich dreimal dort und zweitens antworte ich auf eine solche Frage nicht auf diese Art. Noch einmal, es war ein sehr gutes Interview auf hohem Niveau. „Meine (angeblichen) Antworten“ wirken allerdings wie die eines Teenagers (bitte nicht falsch verstehen).
Als Leser würde ich sagen, was ist das denn für ein Niveau? Das ist ärgerlich und daher mein Erstaunen über das schlechte Ergebnis.