Bin ich Promi, oder was gucken die Leute immer so?
Kennt ihr das, wenn jemand versucht euch mit seinem Blick zu töten?
Die Sommerferien 2015 neigten sich dem Ende zu. Nach drei Tagen in Imst (Österreich) ging es weiter nach Venedig. Zwei Tage später weiter nach Zadar in Kroatien. Anschließend nach Bosnien: Mostar, Sarajevo, Travnik und Tuzla. Es folgten Budapest und Prag und schließlich Dresden.
Die Ankunft in der Heimat war auch zugleich die Ankunft in der Realität. Durch zehn Länder in 21 Tagen gereist und sehr vielen freundlichen Menschen begegnet. Nur in Dresden ernteten wir mehrmals komische Blicke. Die einen guckten neugierig, andere (vor allem die Älteren) guckten so, als wenn ihre Blicke sagten: „Ach, so sehen die also im Original aus!“
Ich kaufte meinem Vater als Geschenk einen handgeschnitzten Schuhlöffel aus Holz, ca. 60 cm lang, auch zur Sicherheit, wenn ich ehrlich sein soll. In einem Einkaufszentrum musste mein Sohn auf WC. Ich ging natürlich mit und wir warteten vor der besetzten Toilette. Ein alter Mann mit dickem Schnauzer kam heraus und guckte uns überrascht an. Während er sich die Hände waschen ging, ließ es uns nicht aus den Augen. Talha ging hinein und ich stand vor der Tür. Während der Mann seine Hände wusch, blickte er mir tief in die Augen. Auch ich ließ ihn nicht aus den Augen und blicke ihm praktisch mit der Coolness eines Norddeutschen in seinen verhassten Blick. Er wusste natürlich nicht, dass ich norddeutscher Vize-Meister auf einem Kickbox-Turnier in Lübeck wurde und in meiner Gewichtsklasse den ersten Platz auf den internationalen Kung Fu-Meisterschaften in Leiden belegt hatte. O.K., das lag sehr lange zurück, aber man fühlt sich dennoch sicherer. Ich freute mich hinterher, dass nichts schlimmes passiert ist. „Willkommen in der Heimat“, sprach ich zu mir selbst auf ironische Weise.
Solche Erlebnisse hatte ich in der Vergangenheit schon mehrmals: Während der Studienzeit am S-Bahnhof Dammtor (ein alter Nazi mit Sandalen im Winter), in einem Einkaufszentrum in Bremen-Vegesack (ein erschrockenes altes Ehepaar), während eines Straßenfestes in Harburg, am Münchner Flughafen (O.K., da kann ich es wiederum nachvollziehen), neulich beim Spazieren gehen in unserem Stadtteil usw.
Im Gespräch mit einer Bekannten kam mir dann folgende Idee. Ich lasse Autogrammkarten drucken mit einem Bild von mir, wo „Hans von Müller“ steht und wenn mich wieder jemand so lange angafft, als sei ich ein Promi, dann drücke ich ihm meine Autogrammkarte ich die Hand und sage: „Gestatten, Hans von Müller! Von Beruf „Türken-Imitator“.