Großer Riss und kein Aufschrei!
In unserer Gesellschaft gibt es Positionen und Äußerungen, die als politisch links oder rechts eingeordnet werden. Diese spalten unsere Gesellschaft in verschiedene Lager. Warum entstehen überhaupt sich ausschließende politische Lager? Die Ursache ist in unterschiedlichen Interessen gelagert. Doch verläuft der Spannungsbogen nicht vielmehr zwischen arm und reich, d.h. von unten nach oben? Sind es nicht in der Regel soziale Zustände, die die Menschen in die Extreme treiben? Und führen diese Zustände nicht zu Ängsten, gefolgt von Hass und Gewalt gegen jene (z.B. Fremde oder Minderheiten), die als eine Bedrohung des Ist-Zustandes wahrgenommen werden?
Offene oder geschlossene Gesellschaft?
Ist es nicht in Wirklichkeit so, dass wir auf der einen Seite Menschen haben, die für eine pluralistische Gesellschaft sind und auf der anderen Seite Menschen, die von einer homogenen Gesellschaft träumen? Man muss aber nicht politisch rechts sein, um völkisch zu denken, sondern vielmehr gegen eine offene Gesellschaft sein. Wenn es um Flüchtlinge geht oder um Islam, zeigt sich – selbst wenn sich der eine oder andere weder links noch rechts zuordnen würde – ob sich dahinter der Wunsch nach einer pluralistischen und offenen oder nach einer homogenen und geschlossenen Gesellschaft verbirgt (siehe dazu Sätze wie: „Alle… ausweisen!“ … Die Grenzen dicht machen!“ usw.). Das Ganze ließe sich auch auf gesellschaftliche Milieus beziehen, wo Menschen eines bestimmten Milieus lieber unter sich bleiben wollen oder Menschen aus anderen Milieus als Bedrohung wahrnehmen. Oder an bestimmten Themen wie „Burka“, die unsere Toleranzgrenzen testen, kann deutlich werden, wie freiheitlich und offen der eine oder andere tickt.
Was hält unsere Gesellschaft zusammen und was spaltet sie?
Auf die politische Agenda muss dringend das Thema „Was unsere Gesellschaft zusammenhält und was sie spaltet“. Die Debatten der vergangenen Jahre (siehe „Leitkultur-Debatte“ oder die Frage: „Gehört der Islam zu Deutschland?“) haben sich im Grunde auch darauf bezogen, aber immer in Form eines Machtdiskurses. Das Hufeisenschema (Horseshoe Theory) als Schaubild, macht zwar deutlich, was mit „Spannungsbogen“ zwischen links und rechts gemeint ist, dort fehlt allerdings die Kategorie „offen“ und „geschlossen“ und es erweckt den Anschein, als spiele „die Mitte“ (der Gesellschaft) dabei keine Rolle oder sei unterrepräsentiert. Der Aufschrei in unserer gespaltenen Gesellschaft ist vielleicht deshalb nicht so groß, weil die Linken und die Rechten als kleine Minderheiten wahrgenommen werden, die man leicht identifizieren und ausgrenzen könne. Wie stark wird jedoch der Riss durch die gesamte Gesellschaft, fernab von links und rechts, wahrgenommen?
Es brodelt an der Basis
Einige von denen da unten (und das müssen eben nicht immer nur die Rechten sein) schreien ja schon sehr laut und schließen sich Bewegungen wie PEGIDA oder Parteien wie der AFD an. Der Grund für ihre eigentlichen Probleme sind, wie oftmals nachgewiesen, nicht wirklich die Fremden (siehe z.B. den Migrantenanteil in Dresden). Ihnen wird jedoch von den Wortführern solcher Bewegungen und Parteien suggeriert, dass die Lösung ihrer Probleme in einer völkischen und geschlossenen Gesellschaft liege. Die Mitläufer sind von einer utopischen Idee getrieben, denn die Realität (Pluralismus) ist komplex und manchmal auch anstrengend.
Die moderate Mitte!
Zwischen links und rechts, oben und unten, gibt es die Mitte. Die meisten Menschen wollen sicherlich weder Teil des einen noch des anderen Extrems sein. Das, was die Mitte nährt, muss gefördert werden. Die Reichen sollten nicht reich auf Kosten der Armen werden und Parteien sollten nicht Politik auf Kosten der Minderheiten machen. Das sind vielleicht fromme Wünsche, die nicht erfüllt werden, aber mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein rücken sollten, damit keine Massen gegen unschuldige Minderheiten gehetzt werden. Langfristig spaltet die gegenwärtige Wirtschaft und Politik unsere Gesellschaft immer weiter. Diese Risse müssen geschlossen werden. Dafür benötigen wir gute Maurer und den besten Mörtel. Die Maurer sind wir, der Mörtel (mehr soziale) Gerechtigkeit. Die Saat des Hasses, die vor den jeweiligen Wahlen für politische Zwecke gesät wird, entpuppt sich nach dem Wahlmissbrauch nicht als Frucht, von der unsere Gesellschaft nachhaltig genährt werden kann, sondern als Gift und Unkraut, die unsere Gesellschaft verdorren lässt.
Was für eine Gesellschaft wünschst Du Dir? Eine offene oder eine geschlossene Gesellschaft?