1. Lexikalische Bedeutung
Das Verb, von dem sich alle wortverwandten Begriffe wie Salaf, Salafî, Salafiyya und Salafiyyûn ableiten, ist salafa (سَلَفَ), was „vorüber sein, vergangen sein, voran- oder vorausgehen“ bedeutet.
Wenn von den „Salaf“ (سَلَفٌ) bzw. „Salaf as-Sâlih“ (السّلف الصّالح) die Rede ist, dann meint man damit die „Vorfahren, Ahnen oder Altvorderen“.
Im Singular würde man von einem „Salafi“ (سَلَفِي) sprechen, was auch als Selbstbezeichnung der Anhänger der Salafiyya benutzt wird.
Mit Salafiyya (سَلَفِيَّة) meint man eine Reformbewegung, eine Strömung.
Die Anhänger dieser Strömung werden wiederum Salafiyyûn (السِّلْفِيُون) genannt. (siehe mehr unter: http://www.maajim.com/dictionary/%D8%B3%D9%84%D9%81)
Neben der lexikalischen Bedeutung dieser Begriffe, begegnen wir aber auch religiösen, historischen und politischen Verwendungen.
2. Historische Ebene
Historisch unterteilt man die sogenannte Salafiyya (Strömung) in klassische, vormoderne, moderne und zeitgenössische Salafiyya.
a) Klassische Salafiyya:
In die klassische Zeit fallen die ersten drei Generation des Islam, gemäß der Überlieferung vom Propheten ﷺ: „Die besten Menschen sind meine Generation, dann diejenigen, die ihnen folgen, dann diejenigen, die ihnen folgen.“ [Bukhârî und Muslim].
”خَيْرُ النَّاسِ قَرْنِي، ثُمَّ الَّذِينَ يَلُونَهُمْ، ثُمَّ الَّذِينَ يَلُونَهُمْ“ [صحيح البخاري ومسلم]
Zu den Salaf (Altvorderen) gehören demnach der Prophet ﷺ und seine Gefährten (arab. Sahaba), dann die Nachfolgegeneration (arab. Tâbi´în) und dann die dritte Generation (arab. Tâbi at-Tâbi´î). Auch die berühmten Rechtsgelehrten wie Abu Hanifa (699-767), Malik ibn Anas (715-795), Asch-Schafii (767-820) und Ahmad ibn Hanbal (780-855), gehören zu den „Salaf“ und jeder, der ihnen folgt, könnte sich ebenfalls als „Salafî“ bezeichnen.
b) Vormoderne Salafiyya:
Zu den berühmtesten Namen dieser Phase gehören Ibn Taimiya (1263-1328) und Muhammad ibn Abdalwahhab (1703-1792), die vor allem für die Bewegung der Salafiyya auf der arabischen Halbinsel eine Rolle spielen.
c) Moderne Salafiyya:
Zu den berühmtesten Namen dieser Phase gehören Djamal ad-Din al-Afghani (1838-1897) und Muhammad Abduh (1849-1905), die vor allem für die Bewegung der Salafiyya in Ägypten eine Rolle spielen.
d) Zeitgenössische Salafiyya:
Heute haben wir es mit der sogenannten zeitgenössischen Salafiyya zu tun, wobei diese keine einheitliche Strömung ist. Sie wird in wissenschaftlichen Untersuchungen in verschiedene Kategorien unterteilt, von fromm, friedlich, unpolitisch über politisch, gewaltbereit bis terroristisch. Für die einen spielt Da´wah (Einladung zum Islam) und Bildung eine wichtige Rolle, für andere wiederum, Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele (siehe السلفية الجهادية).
Begriffe wie „Salafist“ oder „Salafismus“ sind wiederum negativ konnotiert, vor allem deswegen, weil sie kein differenziertes Verständnis eines komplexen Phänomens wiedergeben, sondern einer einseitigen Vereinfachung folgen. Dies fördert Vorurteile oder bestärkt vorhandene Ressentiments.
Wir plädieren für eine sachliche Auseinandersetzung, weil Pauschalisierungen zu Stigmatisierungen führen und aufgrund undifferenzierter Bezeichnungen, selbst jene diffamieren, die ein rein positives Verständnis von „den Salaf“ (den Altvorderen) haben, die Vorbilder für alle(!) Muslime sind.
Eine absolute Minderheit unter Muslimen weltweit sowie in Deutschland, die diesen positiven Begriff für sich beansprucht und so verwendet, als wenn nur sie den Salaf folgen würden, darf nicht die alleinige Deutungshoheit haben.
3. Schlusswort:
Wenn mit „Salafi“ jemand gemeint ist, der zu den ersten drei Generationen des Islam gehört, dann ist heute niemand ein Salafi.
Wenn „ich bin ein Salafi“ aber bedeutet, dass die Salaf für mich ein Vorbild sind, dann ist jeder Muslim ein Salafi.
Wir möchten zusätzlich betonen – unabhängig davon, ob die Kritik von außen herangetragen oder inner-islamisch geäußert wird – dass wir uns um eine wissenschaftliche Annäherung bemühen und eine apologetische oder ideologische Herangehensweise für nicht zielführend halten. Wer unverantwortlich mit Begriffen wie „Salafisten/Wahhabiten“ argumentiert, fördert kein differenziertes Verständnis und auch keine Einsicht bei den (von diesen Pauschalisierungen) betroffenen Zielgruppen. Das Ganze erfordert vielmehr eine seriöse Herangehensweise. Bei Kritik, die als „Angriff“ formuliert wird, fehlt jedoch die notwendige Seriosität.
Unsere Methode besteht darin, Fragen zu stellen und in erster Linie steht bei uns der Versuch, die jeweils „anderen“ in ihrem Selbstverständnis zu verstehen.