Noch bevor ich mich rasieren konnte, mochte ich „Kolonya“. Bei meinem Bruder gehörte es sogar zur morgendlichen Prozedur, sich damit vor der Schule die Haare zu kämmen. Das Kolonya gar nicht türkisch ist, sondern „Kölnisch Wasser“ heißt, erfuhr ich erst als ich Erdoğan kennenlernte. Ich meine nicht den türkischen Präsidenten, sondern meinen Klassenkameraden. Der kämmte sich immer mit Zitronensaft die Haare.
Das After Shave meines Vaters hieß „Old Spice“. An jenem Tag, als ich in den Bus an der Bushaltestelle „Gerichtsstraße“ einstieg, hatte ich von seinem After Shave genommen. An den Duft erinnere ich mich bis heute. Ich setzte mich gegenüber zwei älteren Männern, die sich gerade unterhielten. Der eine von ihnen, der gerade redete, bemerkte mich, sah mich an und wurde still. Dann drehte er sich langsam zu seinem Nachbarn und sagte grinsend: „Die Türken, die stinken immer so.“ Ich war erst 13 und noch unerfahren, aber dass das nicht stimmte, wusste ich schon damals. Denn der einzige Duft, den ich vernahm, war das After Shave meines Vaters.
Schlussstatement: „Wer hasst, für dessen Zunge schmeckt das Süße bitter, für dessen Ohren hört sich das Schöne hässlich an und dessen Augen sehen das Gute schlecht, denn dessen Herz ist blind“.