Prof. Udo Steinbach – der heimliche Muslim?
Bereits am Anfang meines Studiums bekam ich mit, wie Prof. Udo Steinbach von Islamwissenschaftlern als Konkurrent gesehen wurde. Ich erfuhr, dass er das Orient Institut leitete; in meiner Wahrnehmung eine zusätzliche Quelle für mein Interesse am Islam, aber keine Konkurrenz. Schließlich konnte ich zwei Seminare von ihm besuchen und schrieb sogar 1993 meine erste Hausarbeit bei ihm, und zwar über den Nahost Konflikt (40 Seiten waren damals üblich, nicht wie heute nur 10-15 Seiten).
In einem politikwissenschaftlichen Seminar erzählte er von der künftigen Bedeutung der zentralasiatischen Turkstaaten für die Weltwirtschaft und dass turksprachige Wissenschaftler eine blühende Zukunft hätten, wenn sie sich auf diese Region spezialisieren würden.
In der islamischen Community wiederum sprach sich herum, dass er den Verfassungsschutz berate. Die Studie des Orient Instituts über islamische Organisationen in Deutschland führte zu einem intensiveren Austausch zwischen Prof. Steinbach und der islamischen Community in Hamburg, so dass er zeitweilig sogar Stammgast der Centrum Moschee wurde.
Mit Gründung des Islamischen Wissenschafts- und Bildungsinstituts konnte ich ihn als Kuratoriumsmitglied gewinnen, bis er schließlich als Direktor des GIGA-Instituts für Nahoststudien 2007 nach Berlin zog und 2008 emeritiert wurde.
Viele kennen ihn als einen seriösen und kämpferischen Wissenschaftler aus den Nachrichten oder Talkshows. Ich kenne ihn noch aus den Kuratoriumssitzungen, unserer Email-Korrespondenz oder aus Telefongesprächen. Dort habe ich ihn als einen sehr höflichen Menschen kennengelernt, der eine Erziehung genossen haben muss, wie ein osmanischer Shahzade.
Auch zwei Veranstaltungen durfte ich mit ihm erleben. Einmal in der Akademie am Sankelmark in Schleswig. Dort erzählte er, Bischöfin Jepsen habe ihn als heimlichen Muslim bezeichnet, weil er häufig positiv über den Islam spreche. „Dann gucken Sie mal nach, wo ich meine Kirchensteuer hin zahle“, habe er ihr gesagt. Dann auf einer Tagung zum Islam in Deutschland, wo ich in Bremen eine Podiumsdiskussion mit ihm moderierte. Die Studie zum Islam in Deutschland seien die ersten Gehversuche gewesen und sei sehr schnell wieder in der Schublade gelandet. Auch das zeugt von Größe, wenn ein Wissenschaftler seines Formats so etwas öffentlich sagen kann. Und das alles mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht.